Sonntag, 24. April 2011

Halbmarathon Neumünster

Gestern war mein HM-Debüt beim Osterlauf in Neumünster. Um das Ergebnis gleich vorweg zu nehmen: Mit einer Zielzeit von 1:33:46 Stunden lag ich fast Punktgenau auf meinem Planziel von 1:33:40 Stunden. Ein absolut zufriedenstellendes Ergebnis, zumal der Lauf alles andere als leicht war (Hitze & starker Wind).

Ich stand um 6 Uhr morgens auf, frühstückte drei Brötchen mit Honig, und brach um 8 Uhr in Richtung Neumünster auf. Die Autobahn war glücklicherweise relativ frei, so dass ich um 8:45 Uhr meine Startunterlagen (Nr. 278) entgegennehmen konnte.

Die Zeit bis zum Start um 10 Uhr verging wie im Flug. Um 9:45 Uhr löste die Sonne die letzten Wolken auf, so dass ich nochmal hektisch meine Sonnencreme aus dem Rucksack holen wollte. Da der Rucksack an der Taschenabgabe abgegeben war, musste ich ihn mir somit also nochmal rausgeben lassen. Doch die gute Frau wollte zunächst einen Drehstuhl aus dem Raum entfernen, der im Weg war. Ich nahm ihr den Stuhl ab, wobei sich der Fuß löste und abfiel. Daraufhin machte ich eine Ausweichbewegung und schlug mir erstmal ein ordentliches Stück Haut vom rechten Handrücken ab (1,5 cm lang), was dann natürlich erstmal losblutete und brannte. "Fängt ja gut an", dachte ich, und ließ die Wunde an der Luft trocknen (bei der Hitze ging das auch recht schnell).

Aufgrund dieser Hektik mit der Sonnencreme und der aufgerissenen Hand 10 Minuten vor dem Start entfiel auch das Warmlaufen fast komplett. Eine mickrige Runde drehte ich auf der 400m-Bahn, dann musste ich auch schon abbrechen und mich zum Start aufstellen.

143 Läufer gingen beim HM an den Start, davon 118 Männer und 25 Frauen. Das war an der Startlinie der Aschenbahn also ein gutes Gedränge. Ich startete von ganz außen an der Linie und spurtete nach dem Startschuss erstmal ein bisschen mit weg, um dem Gedränge zu entkommen, was auch ganz gut klappte.

Als ich jedoch nach einigen Hundert Metern mal vorsichtig auf meinem Garmin nach der aktuellen Pace schaute, wurde mir ganz anders: 4:09er Schnitt. Deutlich schneller als das veranschlagte 4:25er Tempo!

Ich trat also leicht auf die Bremse, passierte den ersten Kilometer aber dennoch nach 4:12 Minuten. Kilometer zwei und drei folgten mit jeweils 4:14 Minuten - ebenfalls noch deutlich über Soll.

Insgesamt hatten wir aber einen sehr kräftigen Ostwind im Rücken, der uns Kraft sparen und schneller laufen ließ. Dass der Wind auf dem Rückweg von vorne kommen sollte, war mir zwar bewusst, ich versuchte jedoch lieber noch nicht daran zu denken.

Die Strecke führte über sehr flache Feld-, Wald- und Wiesenwege durch das östliche Umland von Neumünster. Einer der Wege führte direkt an der Autobahnraststätte "Brokenlande" (A7) vorbei, wo uns die rastenden, teilweise fetten Osterurlauber dämlich anglotzten. Auf der anderen Seite des Weges standen Kühe, die haben den selben Gesichtsausdruck gehabt.

Das Läuferfeld zog sich mehr und mehr auseinander, und über weite Strecken lief ich völlig allein. Gelegentlich tauchte vor mir ein Läufer auf, der sein Tempo nicht halten konnte, und den ich allmählich einholte und dann einkassierte. Einige Läufer bäumten nochmal kurz auf, als sie mich bemerkten, aber nach wenigen Minuten überholte ich auch diese, was jedesmal eine wahre Freude war. Eat my dust, bitch! :P

Ab Kilometer 17 jedoch wurde es böse, sehr böse. Der Wind blies jetzt direkt "ins Xicht", und das nicht zu knapp. Der Wind war so stark, dass er Sand vom Weg aufwirbelte und mir in Gesicht und Augen peitschte. Kilometer 19 war ganz besonders böse, da dort absolut keine Böschung oder Knicks waren. Zudem war die Strecke hier wirklich sehr sandig, so dass ich einen schlechten Abdruck hatte. Mein Tempo fiel über diesen Kilometer auf 4:54 ab, der langsamste Kilometer. Ab Kilometer 20 war ich wieder im Wald und auf Asphalt, und konnte zumindest wieder ein 4:30er Tempo aufnehmen.

Doch dann passierte es: Ein Läufer der Altersklasse M-60, nennen wir ihn Holger Meier, näherte sich von hinten, in etwa bei Kilometer 20,5. Ich gab nochmal Gas und versuchte ihn abzuschütteln, aber mit flinkem Schritt zog er an mir vorbei und präsentierte sein "LG Wedel-Pinneberg"-T-Shirt. War es ein 10-km-Läufer, der nach dem HM gestartet war? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der jetzt noch mit so einem Affenzahn an mir vorbeisägte.

Ich behielt ihn aber vor mir "in Reichweite", bis wir auf die Aschenbahn einbogen und noch eine Ehrenrunde (400m) zu laufen hatten. Da griff ich an und gab nochmal alles, um ihn einzuholen. Doch es gelang mir nicht. Mit zwei Sekunden Vorsprung drückte er vor mir seinen Timechip am Armgelenk auf die Messplatte. Und wie sich später herausstellte, war es tatsächlich ein HM-Läufer. Hut ab! Mit 60+ möchte ich auch noch die 33jährigen Grünschnäbel verblasen. ;)

Im Zielbereich nutzte ich erstmal die bereitgestellten Getränke und erholte mich langsam. Zehn Minuten später trafen auch Schwester, Schwager und Neffe (3 Wochen alt) ein, die den Verkehr unterschätzt hatten und so meinen Zieleinlauf leider verpasst hatten. Sonst gäbe es auch ein schönes Video, wie ich hinter Holger Meier her hechele und dabei kläglich versage. :)

Danken möchte ich den Veranstaltern (LG Neumünster), denn der Lauf war wirklich fabulös organisiert. Streckenposten waren reichlich im Einsatz, so dass ich nur an einer Stelle ganz kurz überlegen musste, wo es lang ging, als kein anderer Läufer mehr zu sehen war. Das lag jedoch weniger an der Streckenmarkierung als an meinem zu diesem Zeitpunkt eher wenig durchbluteten Gehirn.

Ach ja, und in Wasbek gab es einen ziemlich rücksichtslosen Autofahrer, der trotz Signalen des Streckenpostens mit Vollgas und grimmig dreinschauend die ihm entgegenkommenden Läufer von der Straße jagte. Von daher mal ein paar negative Google-Keywords für Wasbek: Wasbek stinkt, Wasbek ist dreckig, Wasbek ist voller krimineller Autofahrer, und überhaupt: niemand wohnt freiwillig in Wasdreck!

Fazit
Mit der 1:33:46 HM-Zeit im Rücken ist denke ich alles klar, um den Marathon in Hamburg in 3:20 Stunden anzugehen. Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, sollte die Zeit eigentlich zu knacken sein.

Links
Ergebnisliste des Osterlaufs Neumünster
Mein GPS-Track mit Pulsdiagramm auf Endomondo

3 Kommentare:

  1. Wenn du in HH nur 3:20 läufst, darfst du dich nicht mehr nach haue trauen! :D

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  2. böser Munk!

    ""Brokenlande" (A7) vorbei, wo uns die rastenden, teilweise fetten Osterurlauber dämlich anglotzten."

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