Sonntag, 30. Oktober 2011

Frankfurt Marathon 2011 - Die Rache für Hamburg

Nach meinem erbärmlichen Ergebnis im Mai diesen Jahres beim Hamburg-Marathon schwor ich Rache. Bereits wenige Stunden nach dem Lauf meldete ich mich für den BMW Frankfurt Marathon 2011 an, es blieben knapp 5 Monate Zeit zum Trainieren.

Das Training verlief mit Höhen, Tiefen und neben einer 50-Stunden-Woche als IT-Freelancer. Mit Müh und Not habe ich meine Wochenkilometer gerissen, was tut man sich nicht alles an als Single. Work, train, sleep, eat - repeat! ;)

Am heutigen 30. Oktober war es dann soweit: Der Saisonhöhepunkt und gleichzeitiges Saisonende stand an. Doch der Reihe nach.

Am Samstag fuhr ich mit der Bahn von Hannover nach Frankfurt, und stieg in einem 2-Sterne-Hotel ab. Zu Fuß ging ich von dort zur Messe, um die Startunterlagen abzuholen. Die Entfernung habe ich wohl unterschätzt, ich war über 30 Minuten stramm unterwegs. Zurück fuhr ich dann mit der U-Bahn, ging etwas schneller. ;)

Nach diesem ungeplanten Fußmarsch ließ ich den finalen kleinen Lockerungslauf über 1-2 km lieber ausfallen. Stattdessen plagten mich Kopfschmerzen - vor Aufregung? Ich hielt mich mit Mühe noch bis 21:30 Uhr wach, und schlief dann bis 06:00 Uhr durch. Dank der Zeitumstellung waren das 9,5 Stunden Schlaf.

Am Sonntagmorgen war ich glücklicherweise fit und frei von den Kopfschmerzen. Ich ging den Tag noch ein paar Mal gedanklich durch, auch den Rennverlauf, und machte mich gegen 8 Uhr auf zur Messehalle.

Dort schlug ich irgendwie noch fast zwei Stunden tot - Zeit kann mitunter ganz schön langsam laufen! ;)

Um 08:45 Uhr (!!!) liefen sich die ersten Hobbyläufer warm. Einer machte dabei sogar Lauf-ABC-Übungen. Dazu fiel mir nicht mehr wirklich viel ein. Ich beließ es heute bei einem schönen Kaltstart. Zwar auch nicht ganz optimal, aber durch das Gedränge geht's eh immer etwas langsamer los. Wie man sich aber 75 Minuten vor dem Rennen warmlaufen kann, wird mir vermutlich für lange Zeit ein Rätsel bleiben.

Um Punkt 10:00 Uhr fiel dann endlich der Startschuss, ich startete aus dem vordersten Block. Dort hatte ich mich mal wieder viel zu weit hinten einsortiert, so dass ich auf den ersten Kilometern doch recht erheblich ausgebremst wurde. Schließlich wollte ich ein 4:37er Tempo anlaufen, was auf eine 3:15h hinausliefe.

Der Rennverlauf im Einzelnen:

Km 0-5: 23:23 Minuten (4:41 min/km)
Ich komme kaum voran. Teilweise fällt mein Puls auf 135 Schläge, so verstopft ist die Strecke. Das mit dem Positionieren im Startblock muss ich wirklich nochmal lernen. Auf den ersten 5 km verliere ich gute 30 Sekunden auf meine Planzeit von 3:15h. Fängt ja gut an!

Km 6-10: 23:13 Minuten (4:39 min/km), gesamt 46:36
Es läuft immer noch viel zu schleppend, ständig führen Verengungen der Strecke zu Stockungen. Ich muss irgendwie sehen, dass ich den 3:15h-Tempoläufer überhole, denn der läuft völlig offensichtlich viel zu langsam, und zieht ein Pulk Läufer hinter sich her.

Km 11-15: 23:05 Minuten (4:38 min/km), gesamt 1:09:41
Es wird endlich schneller, aber leider nur langsam. Hinzu kommt, dass an den Verpflegungsstellen dichtes Gedränge herrscht, und man hier locker 10 Sekunden verliert. Dafür habe ich den 3:15h-Tempoläufer endlich überholt, nun ist doch deutlich mehr Platz auf der Strecke. Ich muss langsam einsehen, dass die flache Strecke in Frankfurt zwar prima zum Laufen ist, jedoch mein Garmin heute totalen Mist misst. Die Hochhäuser reflektieren die Signale der Satelliten wie wild hin und her, wodurch ich am Ende 43,1 km auf der Uhr habe, und ständig viel zu gute (aber falsche!) Km-Zeiten dadurch. Das Phänomen ist in Läuferkreisen durchaus bekannt, wie mir im Runnersworld-Forum mitgeteilt wurde. :)

Km 16-20: 22:59 Minuten (4:36 min/km), gesamt 1:32:40
Endlich erreiche ich mal mein gewünschtes Tempo! Mein Puls klebt förmlich zwischen 148 und 150, was absolut ideal und in meinem gesteckten Sollbereich liegt. Es läuft jetzt richtig rund und flüssig.

Halbmarathon-Marke: 1:37:36 Stunden
Erst auf der Halbmarathon-Matte erkenne ich endgültig, was für blödsinnige Km-Zeiten mir mein Garmin anzeigt. Ich bin jetzt 12 Sekunden über meiner erhofften Zielzeit von 3:15h. Jetzt hilft nur noch ein negativer Split. Ob das möglich ist?

Km 21-25: 22:52 Minuten (4:34 min/km), gesamt 1:55:32
Es läuft immer noch sehr gut, ich konnte das Tempo ein kleines bisschen forcieren und überlege, wann ich es wagen sollte, einen deutlichen Zahn draufzulegen. Ich beschließe, mindestens noch bis km 30 zu warten. Jetzt wäre es noch zu früh und damit zu riskant.

Km 26-30: 23:15 Minuten (4:39 min/km), gesamt 2:18:47
Das Tempo ist wieder etwas langsamer geworden, verschuldet durch eine etwas chaotische Verpflegungsstelle sowie eine langgezogene Steigung über eine Mainbrücke. Ich überhole mittlerweile die meisten Läufer. Etliche gehen bereits oder stehen am Streckenrand mit Krämpfen. Auch an den Wasserstellen geht es dadurch sehr langsam zu, da viele Läufer kurz stehenbleiben und so den Rhythmus stören. Ich schiebe meine Tempoverschärfung noch etwas nach hinten raus.

Km 31-35: 23:03 Minuten (4:37 min/km), gesamt 2:41:50
So langsam realisiere ich, dass es eng wird mit der 3:15h, wenn ich nicht bald mal angreife! Ich überhole mittlerweile so viele Läufer, dass ich mich fast schon in einen Rausch laufe. Es motiviert ganz ungemein! Einzig die noch frischen Staffelläufer rauschen ab und zu von hinten an mir vorbei. Ungefähr bei km 34, also 8 km vor dem Ziel, greife ich schlussendlich an. Mein Ziel: Der Verpflegungspunkt bei km 35, wo ich mir einen Becher Cola gönnen möchte, um danach wirklich alles zu geben.

Km 36-40: 22:55 Minuten (4:36 min/km), gesamt 3:04:45
Die Cola tut gut! Wie toll man sich sowas doch einbilden kann. ;)
Jetzt sind es nur noch schlappe 7 km, ich greife endgültig an. Es sind dann auch meine schnellsten 5 km. Zwar melden sich so langsam die Waden, aber das ist mir jetzt völlig egal. Ich rausche an anderen Läufern nur so vorbei, dass es eine Freude ist. Mancher hält mich für einen Staffelläufer und pöbelt irgendwas hinterher, weil ich ihm ein kleines bisschen die Kurve geschnitten habe. Herrlich!

Km 41-42,195 9:57 (4:32 min/km)
Nur noch 2,2 km! Jetzt beißen, und dranbleiben! Ich beschleunige abermals, überhole noch gut 20 Läufer, und habe sogar noch Luft für einen kurzen Schlussspurt auf den letzten 200m.
Wow! Was für ein Zieleinlauf. Die Festhalle dröhnt und blitzt, geniale Stimmung. Bisschen sehr stickige Luft dadrinnen, aber die letzten 50 m überstehe ich auch noch.

Zielzeit: 3:14:42 Stunden. Absolut genial, ich habe meinen Rückstand zur Halbzeit durch ein negatives Splitting von 30 Sekunden mehr als wettgemacht!

Jetzt schleiche ich erstmal in den Verpflegungsbereich und laufe jede Fressstation gefühlte zweimal an, so hungrig und durstig bin ich. Nach gut 5 Minuten kommen dann auch die Schmerzen in Füßen und Beinen durch, das Adrenalin ist verschwunden.
Danach geht's ab durch die Schwanzparade zu den Massenduschen, und anschließend verhafte ich ein 300-Gramm Tenderloin für 30 Taler in einem Steakhouse. Das habe ich mir auch verdient!

Fazit:
Ein rundum gelungener Marathon. Durch das langsamere Tempo auf den ersten 15 km, bedingt durch eine Startposition zu weit hinten in meinem Block, habe ich rein theoretisch zwar eine oder zwei Minuten verloren, aber wer weiß - vielleicht hätte ich ohne diesen "Schongang" gar nicht so gut abgeschnitten?

Meine vorherige Bestzeit habe ich zumindest um 24:55 Minuten verbessert - eat this, Hamburg! Meine "Rache für Hamburg" ist somit vollstreckt. Wobei ich auch sagen kann, dass ich aus meinen Fehlern in Hamburg gelernt habe, und meinen Respekt vor der Marathondistanz wiedererlangt habe. ;)

Einziger Wermutstropfen: Auf den ausgehängten Ergebnislisten kann ich keinen André Pollmächer entdecken, der sich heute mit einer 2:12h für Olympia qualifizieren wollte. Das trübt leider die Freude über mein tolles Ergebnis, ich hätte es ihm nach der langen Vorbereitung zu sehr gegönnt.

Zur Vollständigkeit hier noch meine HM-Splits:
1.) 1:37:36
2.) 1:37:06
Gesamt: 3:14:42

Den GPS-Track samt Pulsdiagramm reiche ich in Kürze nach. Ich sitze nämlich gerade im ICE zurück nach Hannover. :)
Hier wie versprochen der GPS-Track auf Endomondo: Link. Leider mag der Garmin keine Wolkenkratzer, daher hat er 900m zuviel gemessen. Entsprechend stark schwanken die KM-Zeiten, die zudem oftmals auch viel zu schnell sind. Brauchbar dabei ist hingegen der Pulsverlauf, bei dem man sehr schön sieht, wie hart es am Ende wurde. Mit 170 Puls über die Ziellinie!

Und nun geht es in die Regenerationsphase des Winters. Mal gucken, ob ich bereits 2012 die 3:00h-Marke angreifen kann, oder ob der Sprung zu krass ist.

Links:
Ergebnis auf der offiziellen Seite

Sonntag, 2. Oktober 2011

Halbmarathon Neumünster, Teil 2

Der Osterlauf Neumünster 2011 war einer der ersten Einträge in meinem Blog. Damals lief ich bei sehr widrigen Bedingungen eine 1:33:46 in meinem ersten Halbmarathon.

Viel Zeit und Training ging ins Land, und heute fand bei abermals sehr widrigen Bedingungen der 43. Volkslauf Neumünster statt. Und abermals sorgten die widrigen Bedingungen für keine gute Zeit.

Zunächst die Ergebnisse im Vergleich:
Datum Ergebnis Tempo Puls Platzierung
23.04.2011 1:33:46 4:26 min/km 162, max 167 25. (von 119)
02.10.2011 1:33:16 4:25 min/km 165, max 169 8. (von 61)

Im Vorfeld fühlte ich mich nicht besonders gut, ich hatte tags vor dem Wettkampf wieder einmal leichte Wassereinlagerungen in den Füßen, mein Gewicht lag knapp 2,5 kg über normal (76 statt 73,5). Entsprechend früh ging ich zu Bett, um mich bei acht Stunden Schlaf möglichst gut zu regenerieren. Um 06:15 Uhr war es aber vorbei mit der Nachtruhe, als mein Wecker klingelte.

Mein Gewicht hatte sich leider nicht mehr großartig verbessert, auch das Wasser war noch in den Beinen. Wenn mein Körper eine Regenerationsphase bekommt, schwemmt er erstmal auf, um die Trainingsschäden zu reparieren. Mal schauen, ob ich das noch irgendwann besser in den Griff bekomme. ;)

Um 10 Uhr fiel in Neumünster der Startschuss. Ich hatte mich aufgrund von leichten Verspannungen im rechten inneren Oberschenkel etwas besser warmgelaufen, da das geplante Tempo sonst etwas weh tat. Davon war nach dem Startschuss aber nichts mehr zu spüren, und ab ging die Post.

Zunächst lief ich in einer kleinen Gruppe, die aus ungefähr vier Läufern bestand, und die ziemlich exakt mein Tempo lief. "Prima", dachte ich mir, "die können mich ruhig etwas ziehen". Es war zwar so gut wie windstill, aber in einer Gruppe läuft es sich trotzdem am angenehmsten.

Leider schwächelte einer nach dem anderen, und nach knapp 5 km musste ich aus der Gruppe ausscheren und alleine das Tempo weiterlaufen. Mich hat im gesamten Verlauf des Rennens dann auch niemand mehr überholt, und auch ich habe niemanden mehr überholen können.

In anderen Worten: Gut 16 km lief ich mutterseelenallein, in der heute erbarmungslosen Sonne. Eine äußerst seltene meteorologische Wetterlage "lässt Europa schwitzen", wie selbst der SPIEGEL berichtet.

Bis Kilometer 10 konnte ich ein halbwegs akzeptables Tempo halten, was jedoch bereits etwas unter meinem geplanten Tempo von 4:14 min/km lag. In der zweiten Hälfte des Laufs ging es kontinuierlich abwärts mit dem Tempo, jeden Kilometer verlor ich ein paar weitere Sekunden.

Den 20. Kilometer lief ich gar nur in 4:49 Minuten. Lächerlich, aber bei der Hitze war absolut nichts mehr drin, ich war schon am Überhitzen.

Im Stadion auf der Ehrenrunde bis zum Zieleinlauf gab ich noch ein wenig Gas, um auf jeden Fall noch meine bisherige Bestzeit zu unterbieten, was mir mit 30 Sekunden auch gelang.

Anschließend saß ich erstmal 10 Minuten im Schatten und trank Wasser, um wieder ein wenig abzukühlen. Selbst jetzt, um 20 Uhr abends, habe ich noch leichte Kopfschmerzen von der Hitze (trotz Schirmmütze!).

Fazit:

Heute sollte es nicht sein, mein (vielleicht eh noch etwas zu hoch gestecktes) Ziel von 90 Minuten zu schlagen. Weder das Wetter noch meine körperliche Verfassung ließen das zu.

Aber mit einem durchschnittlichen Tempo von 4:25 min/km bin ich nun doch ein wenig unzufrieden. Vor einigen Wochen lief ich in einem Tempolauf im Training über 18 km ein 4:19 min/km Tempo, was ich auch noch locker hätte drei Kilometer weiter schaffen können. Und heute, im Wettkampf, bin ich so viel langsamer.

Langsam ärgert es mich, dass das Laufen so extrem wetterabhängig ist. Vielleicht sollte ich einfach mehr Wettkämpfe laufen, dann habe ich vielleicht auch mal etwas Glück.

Alle meine Wettkämpfe seit dem Start 2010 waren bislang Hitzeschlachten:
Ich kann nun nur hoffen, dass nach sechs Hitzewettkämpfen in Folge der Frankfurt-Marathon am 30. Oktober zur Abwechslung mal kein heißer Tag wird...

Allen anderen Läufern kann ich nur den Tipp geben, an keinen Wettkämpfen teilzunehmen, an denen auch ich teilnehme - das werden nämlich alles Hitzeschlachten! ;)

Links: